Über Marie Wildermann

Marie Wildermann ist freie Journalistin für ARD-Hörfunksender mit den Schwerpunkten Menschenrechte und Religion(en)

Iranischer Pastor Youcef Nadarkhani (41) erneut verhaftet

Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte berichtet, dass Pastor Youcef Nadarkhani (41) erneut verhaftet und in das berüchtigte Evin-Gefängnis in Teheran gebracht wurde. Schon 2010 war Nadarkhani zum Tode verurteilt worden. Aufgrund internationaler Proteste kam er 2012 frei. Im Juni 2017 wurde Nadarkhani mit drei anderen Gemeindeleitern erneut verhaftet und zu zehn Jahren verurteilt. Das Urteil der Berufungsverhandlung vom 13. Dezember 2017 steht jedoch noch aus. Nadarkhani, die drei ebenfalls verhafteten Gemeindeleiter und die Mehrheit der Gemeindemitglieder sind ehemalige Muslime, die zum Christentum konvertiert sind.
Für den „Abfall vom Islam“ und Mission unter Muslimen kann im Iran nach dem islamischen Recht die Todesstrafe vollstreckt werden – obwohl der Iran sich in völkerrechtlich bindenden Verträgen verpflichtet hat, Religionsfreiheit zu garantieren.

Quelle:

Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM)

menschenrechte.de/youcef-nadarkhani

Die Flucht einer Atheistin

Rana Ahmad verließ vor zwei Jahren ihre Heimat. Sie flüchtete über Istanbul nach Köln. Vorher musste sie die Scharia und die saudische Religionspolizei ertragen. Im Exil in Deutschland ist nun ihr Buch erschienen über ihren „Ausbruch aus Saudi Arabien“ und den „Weg in die Freiheit“. Mehr dazu im Deutschlandfunk

Ein Porträtfoto von Rana Ahmad, eine junge Frau mit langem schwarzem Haar blickt lächelnd über ihre Schulter in die Kamera (Christian Faustus)

Todesstrafe für Konvertiten?

884620

„Der gute Imam“ fordert Todesstrafe für Konvertiten

Während des muslimischen Fastenmonats Ramadan 2016 habe der leitende Imam der Al-Azhar-Universität in Kairo Ahmed el-Tayyib (hier mit Hollande) im ägyptischen Staatsfernsehen erklärt, wer den Islam verlasse, habe die Todesstrafe verdient. Das berichtete die NGO open doors im März 2016.

Die Sendung mit dem Titel „Der gute Imam“ wird in der gesamten arabischen Welt während des Ramadan ausgestrahlt. Wörtlich soll Ahmed el-Tayyib gesagt haben: „Ein Apostat muss unter Druck gesetzt werden, so dass er innerhalb einer variablen Zeitspanne Buße tut; andernfalls muss er getötet werden.“

Der Politikwissenschaftler Hamed Abdel-Samad hatte zuvor kritisiert, dass der konservative Kairoer Großimam im Westen als Dialogpartner im Kampf gegen den Terror betrachtet werde. Al-Azhar habe sich immer dafür stark gemacht, dass jede Kritik am Islam juristisch verfolgt werde. „Allein in den letzten drei Monaten mussten zahlreiche Ägypter wegen Kritik an islamischen Gelehrten ins Gefängnis, darunter die Dichterin Fatma Naout und der Religionsreformer Islam El-Beheri. Es waren Fatwas der Al-Azhar-Gelehrten, die zur Hinrichtung des sudanesischen  Religionsreformer Mahmoud Taha im Jahre 1985 führten. Sein Verbrechen war, dass er die Gewaltpassagen im Koran als nicht mehr gültig erklärte. Ähnliche Fatwas aus Al-Azhar waren ebenfalls für die Ermordung des ägyptischen Denkers Farag Fouda in 1992 in Kairo verantwortlich“, so Hamed Abdel-Samad im März 2016 im Cicero.

Die ägyptische Al-Azhar-Universität gilt als weltweit führende Institution des sunnitischen Islam, dem annähernd 90% aller Muslime angehören.

Quellen: open doors 24.6.2016 und Cicero, 25.3.2016

Ezidische Flüchtlinge in Bielefeld von Salafisten attackiert

IMG_6416

22.5.2016

In einem Asylheim in Bielefeld sind Samstagabend ezidische Flüchtlinge von tschetschenischen Salafisten angegriffen worden. Die Salafisten, so Mecbure Dündar vom ezidischen Frauenverein aus Bielefeld, hatten sich offenbar verabredet, um gezielt die ezidischen Flüchtlinge anzugreifen. Unter einem Vorwand hatten die Täter die Eziden nach draußen geholt, wo sie sofort begannen, auf ihre Opfer einzuschlagen und sie mit Messern anzugreifen. Als die Polizei anrückte, waren die Täter verschwunden.

Die ezidischen Flüchtlinge, darunter viele Frauen und Kinder, wurden gebeten, die Unterkunft zu verlassen. Stundenlang standen sie draußen, bis sie in eine andere Unterkunft gefahren wurden.

Wir ahnen schon, wie die Reaktion von Politik, Kirchen und Medien ausfällt. Wie im Fall der attackierten Christen in den Flüchtlingsunterkünften wird auch hier die Tätersuche im Sande verlaufen, die Presse wird von „Konflikten zwischen Muslimen und Eziden“ berichten und die Politik ist weiterhin überzeugt, dass es keinen Sinn macht, die Flüchtlinge nach Religionen getrennt unterzubringen, sie sollen ja in Deutschland Religionsfreiheit und Toleranz lernen.

Wie lange noch will die Politik religiöse Minderheiten in Asylheimen als Versuchskaninchen für ihre Toleranzexperimente mißbrauchen? Und warum gibt es keine klaren Ansagen und Sanktionen für Moscheen, die Salafisten unterstützen? In Bielefeld, so der ezidische Frauenverein, spielten Moscheen für die Logistik des salafistischen Mobs eine nicht unerhebliche Rolle.

 

Ezidinnen: Auch in deutschen Asylheimen nicht sicher

von Marie Wildermann

Sie sind vor dem IS geflohen, haben Angehörige, Freunde, Verwandte verloren und waren wochenlang auf der Flucht. In Erstaufnahmeeinrichtungen in Deutschland müssen sie wieder erleben, dass sie drangsaliert werden. Traumatisierte ezidische Mädchen und Frauen berichten.

Gesendet im Rahmen des Magazins ZEITPUNKTE im Kulturradio des RBB am 22. Mai 2016, 17.04 Uhr: http://www.kulturradio.de/programm/sendungen/160522/zeitpunkte_magazin_1704.html

 

 

 

Benimm-Kurse?

In Norwegen, so berichtet die Badische Zeitung am 9.1.2016 anlässlich des Kölner Silvesterhorrors, gibt es seit 2013 in allen Asylbewerberheimen „gewaltvorbeugende Kurse“ für männliche Flüchtlinge aus afrikanischen und arabischen Ländern. Hier lernen die Neuankömmlinge, wie sie sich Frauen in Norwegen gegenüber zu benehmen haben. Der Grund für die Kurse: ein deutlicher Anstieg sexueller Übergriffe durch Migranten seit 2008. Auch Belgien will demnächst solche Seminare einführen.

Todesdrohung gegen Islamkritiker

„Und wenn es mich mein Leben kostet“

Sabatina James und die Aktivisten von alhayattv.net veröffentlichen auf Youtube islamkritische Videos. Jetzt werden die Ex-Muslime, die zum Christentum übergetreten sind, von Islamisten bedroht.

„Grüß Gott, meine Damen und Herren. Ist Gewaltanwendung mit dem Islam vereinbar?“ Die junge Frau mit dem österreichischen Akzent, die ihre YouTube-Zuschauer begrüßt, stammt gebürtig aus Pakistan. Sie nennt sich Sabatina James, doch das ist nicht ihr richtiger Name. Das Pseudonym hat sie sich nach ihrer Konvertierung vom Islam zum Katholizismus zugelegt. Als sie in Österreich Christin wurde, begannen die Drohungen vonseiten der Familie und der Verwandtschaft. Sabatina James musste fliehen. Seitdem wird sie in einem polizeilichen Opferschutzprogramm betreut. Dennoch tritt sie öffentlich auf.

„Mein Opferschutzprogramm rät es mir natürlich nicht, dass wir solche Sendungen machen, weil sie sehr kritisch sind. Auf der anderen Seite sehe ich in Deutschland wenig Menschen, die sich auf eine kritische Weise mit dem Islam auseinandersetzen. Der Islam genießt gegenüber allen anderen Religionen ein großes Privileg, nämlich er darf nicht kritisiert werden. Sie können Cartoons zeichnen über Jesus, Sie können die jüdische Religion, Sie können jede Religion beleidigen, es darf nur nicht vom Islam irgendetwas Kritisches gesagt werden.“

Mit einer Gruppe von Ex-Muslimen aus verschiedenen Ländern, die alle Christen geworden sind, betreibt die auffallend schöne Frau mit den dichten schwarzen Haaren den islamkritischen Youtube-Kanal Al Hayat TV. Al Hayat ist arabisch und heißt LEBEN. Der Name ist zugleich Programm: Die Al-Hayat-Aktivisten wollen Leben und Freiheit statt Unterdrückung. Alle, die sich bei diesem Youtube-Kanal engagieren, haben in ihren Heimatländern Unterdrückung im Namen der Religion erlebt. Für sie sind Islam und Islamismus das Gleiche.

„Ich hab’s an meinem eigenen Leib erfahren, wie es sich anfühlt, gegen den Willen verheiratet zu werden, eine Todesdrohung ausgesprochen zu bekommen über sein Leben, dann im Opferschutz zu leben und dann keine Familie mehr zu haben. Alles Konsequenzen der Entscheidung für die Freiheit. Und deswegen sage ich: Ich werde auftreten, egal, was es mich kostet. Und wenn es mich mein Leben kostet, dann kostet es mich mein Leben.“

Leben und Freiheit statt Unterdrückung

Die islamkritische Al-Hayat-Gruppe steht natürlich im Visier von Islamisten. „Sie haben mich extrem beschimpft, haben meine Eltern, meinen Vater beleidigt, auf Facebook ganz schlimme Nachrichten geschickt, sodass meine Mitarbeiterin gesagt hat, sie kann Facebook nicht mehr betreuen, weil sie das emotional nicht mehr aushält, diesen Hass.“

Vor einigen Wochen sind die mutmaßlichen Islamisten dann noch einen Schritt weitergegangen. Sie wandten sich an Youtube mit einer dreisten Lüge. Die islamkritischen Videos würden ihnen gehören, behaupteten sie und Al Hayat TV habe eine Urheberrechtsverletzung begangen. Youtube beziehungsweise Google als Konzern, zu dem Youtube gehört, prüfte das nicht etwa, sondern teilte den Islamkritikern mit, dass bei zwei weiteren Beschwerden der Kanal geschlossen werden müsse. „Es sei denn, wir reichen eine Gegendarstellung ein bei Youtube, wobei wir aber unsere persönlichen Daten angeben müssten und diese Daten würden dann an die Beschwerdeführer weitergeleitet werden.“

Al Hayat TV bat Youtube eindringlich, die persönlichen Daten nicht weiterzugeben, da vermutet werden müsse, dass die Beschwerdeführer Islamisten seien, denen es nur darum gehe, an die persönlichen Daten zu gelangen. Doch von Youtube kamen weiterhin nur standardisierte E-Mails: ohne Offenlegung der persönlichen Daten keine Klärung des Urheberrechts. Um nicht Gefahr zu laufen, den Youtube-Kanal zu verlieren, erklärte sich schließlich jemand aus der Al-Hayat-TV-Gruppe bereit, seinen Namen und seine Anschrift an Youtube zu schicken.

„Wir haben dann eine E-Mail bekommen, von den Beschwerdeführern, – genau die Leute, die bei Youtube gesagt haben, wir würden die Urheberrechte verletzen – die haben dann gesagt, Danke für deine persönlichen Daten, diese werden mit einem Bild deines Senders Al Hayat TV Net auf den Webseiten von Al Kaida und anderen europäischen Dschihadisten gepostet. Und in dem Sender beschimpfst du den Propheten Mohammed, den Propheten des Islams, und sagst, er sei ein Verrückter und ein Verbrecher. Und dann haben sie natürlich Name und Adresse und Telefonnummer eben von unserem, von dem Mann, der sich bereiterklärt hatte, seine Daten weiterzugeben, da auch noch angeführt und dann haben sie uns auch noch hingeschrieben: Pass auf deinen Kopf auf und sorge jetzt schon dafür, dass dein Haus unter Polizeischutz gestellt wird.“

Polizei und Verfassungsschutz sind eingeschaltet und der gefährdete Mitarbeiter von Al Hayat TV ist untergetaucht. Auch wenn der Youtube-Kanal der Al-Hayat-TV-Gruppe inzwischen wieder eingeschaltet ist: Die juristischen Auseinandersetzungen haben gerade erst begonnen, denn, so der Anwalt der Al-Hayat-TV-Gruppe, neben der Bedrohung durch die Islamisten ist das der zweite große Skandal in dieser Geschichte: Dass Youtube so ohne Weiteres Daten weiterreicht und sich nicht im mindesten an Gesetze hält, die in Deutschland gelten.

Auf der Seite des Deutschlandfunks steht der Beitrag als Audio-File zur Verfügung. Zum Hören auf die Titelzeile oder den Audio Button klicken.

Malala

Friedensnobelpreis an die 17-jährige Malala

Buchcover, Droemer-Knaur

Buchcover Droemer-Knaur

Die Entscheidung des Friedensnobelpreiskomitees hätte besser nicht sein können: eine Muslimin, ein Mädchen, eine Vertreterin der neuen Generation und ein Signal an die ewig Gestrigen dieser Welt, die mit Gewalt die Gleichberechtigung aufhalten wollen.